Staatspreis Baukultur 2024
© Martin Stollberg

Mühlensteg in Besigheim

Aus der Jury: „Die Ingenieure zeigen mit dieser Brücke ihre Fähigkeit, statische Herausforderungen mit ästhetischer Raffinesse zu vereinen und damit einen Beitrag zur architektonischen Qualität des öffentlichen Raums zu leisten.“

Anerkennung in der Sparte Infrastruktur- und Ingenieurbau

In Besigheim verbindet die neue filigrane Fuß- und Radbrücke die mittelalterliche Altstadt über die Enz hinweg mit dem umgestalteten Parkareal und den angrenzenden Stadtgebieten. Dieser Brückenschlag dient außerdem der sicheren Schulwegeführung und ergänzt den Neckar- und Enzradweg.

Unter Einbindung der Brücke ist am parkseitigen Ende eine umfängliche Spiellandschaft gestaltet worden. Durch die filigrane Ausführung werden die Sichtbeziehungen auf den historischen Stadtkern nicht gestört und der "Mühlensteg" fügt sich städtebaulich ein. Ergänzt wird die Komposition durch ein ganzheitliches Lichtkonzept mit Licht gen Brückenmitte und einer beleuchteten Mastspitze. Die auffällige Linienführung ist der Fließrichtung der Enz geschuldet und berücksichtigt durch Stellung und Material das Hochwasser, welches regelmäßig die Aue überschwemmt.

Es handelt sich um eine Seilbrücke mit schlanker Hohlkörperkonstruktion als selbstverankerte, gekrümmte, einseitig aufgehängte Hängekonstruktion (Seile aus Edelstahl, Überbau Stahl-Hohlkasten, Mast aus Stahlrohr) mit einer Länge von 117 m (42 m Rampe, 7 m Widerlager, 68 m Hängebrücke) und einer 3,10 m breiten Laufplatte.


Jury-Bewertung

Der Mühlensteg in Besigheim beeindruckt durch seine ästhetische Gestaltung und innovative Konstruktion, die nahtlos in die umgebende Landschaft eingebettet ist. Die Wahl einer einhüftigen, selbstverankerten Hängebrücke ermöglicht nicht nur eine effiziente Nutzung des vorhandenen Raums, sondern schafft auch eine elegante Verbindung zwischen den Stadtteilen.

Besonders bemerkenswert ist die Anpassung des konstruktiven Konzepts an die topografischen Gegebenheiten und die Wegeführung. Die Integration von Stahlbetonrampen in die seilverspannte Fußgängerbrücke gewährleisten einen barrierefreien Zugang und bieten gleichzeitig einen spektakulären Ausblick auf die umliegende Enzaue.

Die sorgfältige Ausführung und das Augenmerk für Details, sowohl in Bezug auf das Tragwerk als auch auf die Ausstattung, zeugen von großem handwerklichem Können und einem sensiblen Umgang mit der Umgebung. Die Ingenieure zeigen mit dieser Brücke ihre Fähigkeit, statische Herausforderungen mit ästhetischer Raffinesse zu vereinen und damit einen Beitrag zur architektonischen Qualität des öffentlichen Raums zu leisten. Die materialsparende Stahlkonstruktion ist dabei ressourceneffizient und leistet damit auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Insgesamt überzeugt die Brücke nicht nur durch ihre Funktionalität, sondern auch durch ihre künstlerische und gestalterische Qualität, die sie zu einem herausragenden Element der Stadtkulisse macht.