Staatspreis Baukultur 2024
© Martin Stollberg

Designhotel EmiLu in Stuttgart

Aus der Jury: „Das EmiLu ist ein attraktives Beispiel für die Transformation eines Gebäudes der Nachkriegsmoderne wie sie derzeit in zahlreichen deutschen Innenstädten anzutreffen sind.“

Anerkennung in der Sparte Gewerbe- und Industriebau

In der Stuttgarter Innenstadt wurde ein Verwaltungsgebäude aus den 1960er Jahren zu einem Designhotel transformiert. Dabei wurde der Rohbau beibehalten und um zwei Geschosse in leichter Holzkonstruktion aufgestockt. Der Altbestand ist nur noch in Form der Decke im Erdgeschoss erkennnbar, da die Brandschutzauflagen weitere Sichtbarkeit historischer Spuren verhinderten.

Die Fassade fügt sich in den städtebaulichen Kontext ein und folgt der Funktion als Designhotel. Anstatt horizontaler Fensterbänder wurden bodentiefe Öffnungen verwendet und die Materialität Travertin aufgegriffen.

Im Erdgeschoss befinden sich die Lobby, ein öffentlich zugängliches Café und Einzelhandel, sodass diese Nutzungsmischung die Vernetzung und Integration mit dem Umfeld fördert. Auch der öffentliche Raum vor dem Hotel wurde im Zuge der Baumaßnahme neugestaltet.

Die Zimmergestaltung und das Innendesign erfolgte individuell und hochwertig im "Midcentury Stil", mit kräftigen Farben, Vintagemöbeln, Design-Klassikern und Beleuchtungskonzept. Darüber hinaus bietet das Hotel nun eine Dachterrasse mit Rooftop-Bar, einen Wellness-Bereich, Coworking Spaces und Konferenzräume.


Jury-Bewertung

Gebaute Zeugnisse der Nachkriegsmoderne zu erhalten und sie weiterzuentwickeln, besitzt eine hohe Bedeutung für die Umbaukultur. Aufgrund der verwendeten Baumaterialien, den veränderten Nutzungsbedürfnissen und gewandelten architektonischen Vorlieben sind sie häufig nur schwer für eine neue Nutzung umzurüsten. 

Wie diese Herausforderung erfolgreich gelingen kann, um die goldschimmernde „Graue Energie“ zu erhalten, die in den Gebäuden schlummert, zeigt das Designhotel EmiLu in der Stuttgarter Innenstadt. Als konventionelles Bürogebäude in den 1960er Jahren errichtet, erfährt es als Boutiquehotel mit 90 Zimmern und Suiten jetzt ein zweites Leben. An die Stelle der ursprünglichen Fensterbänder ist eine steinerne Lochfassade aus Travertin getreten. Die neu eingefügten Fenster reichen bis auf den Boden und ermöglichen eine gute Belichtung der Hotelzimmer. Eine zusätzliche, zweigeschossige Aufstockung in Holzbauweise samt Rooftop-Bar, bekrönt das EmiLu. 

Der Innenausbau, der in enger Abstimmung mit der Bauherrenschaft umgesetzt wurde, ist durch seinen hohen Design-Anspruch gekennzeichnet. Die Gästezimmer erhalten dabei eine ebenso hochwertige wie individuelle Gestaltung. Im Erdgeschoss, dessen Rippendecke an die Bauzeit erinnert, befindet sich ein Café. 

So erweist sich das EmiLu als ein attraktives Beispiel für die Transformation eines Gebäudes der Nachkriegsmoderne wie sie derzeit in zahlreichen deutschen Innenstädten anzutreffen sind.