Staatspreis Baukultur 2024
© Martin Stollberg

Der Andere Park in Heidelberg

Aus der Jury: „Der kreative Umgang mit den Relikten der Militärzeit und die gelungene Integration von offenen Grünflächen wird ebenso wie der Einsatz minimaler Eingriffe in vorgefundene Strukturen honoriert.“

Anerkennung in der Sparte Öffentliche Räume, Grün- und Freiräume

In Heidelberg wurden die Außenräume des ehemaligen Militärstützpunkts „Campbell Barracks“ zu einem Park umgestaltet, welcher die Identität des gesamten Quartiers stärken soll. Hierzu wurden zentrale, öffentliche Freiräume mit wichtigen Orten auf dem Konversionsstandort durch ein einheitliches Konzept und ein markantes Wegenetz - trotz einer Hauptstraße als starke Zäsur - funktional miteinander verknüpft und dabei Strukturen der Kasernennutzung aufgenommen.

Neben dem rostroten Neuanstrich von vorgefundenen Artefakten, verfremdet und/oder als Skulpturen spielerisch in Szene gesetzt, fallen markante, sitzhohe Betonelemente ins Auge.

Die Ausstellung von Fundstücken am Eingangsportal in Form eines "erzählenden" Platzes bietet einen Einstieg in die wechselhafte Geschichte des Ortes. Der ehemalige Paradeplatz, das heutige Forum, ist Ort von großen Events und hat seine "militärische Dimension" wahrnehmbar erhalten. Ebenfalls als Veranstaltungsort dient der ehemalige Reitplatz, welcher durch zwei Neubauten räumlich neu gefasst wurde. Verschiedene Kinder-Spielwelten sowie Gemeinschaftsgärten wurden realisiert. Die großen Rasenflächen dienen, neben der Nutzung als Aufenthaltsorte, auch als Versickerungsflächen für Regenwasser. Alte Belagsmaterialien wurden zerkleinert und als recycelter Betonwerkstein wiederverwendet. Insgesamt wurde nur minimal in bestehende Strukturen eingegriffen (z. B. Absenken von Bordsteinen).


Jury-Bewertung

Der Andere Park befasst sich in vielfältiger Weise mit der Freiraumnutzung eines ehemaligen Kasernengeländes in der Heidelberger Südstadt. 

Entstanden ist ein Gesamtkonzept, das aus der Neugestaltung zweier Parks, dreier Plätze und einem verbindenden Wegenetz besteht. Punktuelle Interventionen in Form von umgestalteten Artefakten aus der Geschichte des amerikanischen Militärs wie Überwachungskameras, Kontrollhäuser, Lampen, etc. sollen der Erinnerung und gleichzeitig der positiven Neuinterpretation dieser Vergangenheit dienen.

Zentrale öffentliche Freiräume auf dem Konversionsstandort werden mit wichtigen Orten wie der Kirche als Stadtteiltreff oder dem Karlstorbahnhof funktional miteinander verknüpft. Am Eingang an der Hauptstraße empfängt die Besucher/innen der Erzählende Platz. Die Lounge kann von Schüler/innen der angrenzenden Schule sehr gut angenommen werden. Der Paradeplatz erinnert stark an die Vergangenheit. Der Bürgerpark Grün bietet weiten Freiraum. Neue achteckige Betonelemente, die auch als Sitzmöbel dienen, bilden die visuelle Verknüpfung.

Das Gesamtkonzept mit Freiraumangeboten für alle Generationen bildet die Klammer, die Vergangenheit und Zukunft miteinander verbindet. Der kreative Umgang mit den Relikten der Militärzeit und die gelungene Integration von offenen Grünflächen wird ebenso wie der Einsatz minimaler Eingriffe in vorgefundene Strukturen honoriert.