Staatspreis Baukultur 2024
© Martin Stollberg

Belchenstaße in Freiburg

Aus der Jury: „Durch die integrierte Herangehensweise ist im Ergebnis ein Quartier entstanden, das beispielhaft für eine gute „Um-Baukultur“ steht.“

Anerkennung in der Sparte Städtebau und Stadtentwicklung

Im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Soziale Stadt“ wurde das Quartier Belchenstraße im Südwesten Freiburgs umgestaltet und aufgewertet. Neben der Erneuerung des Wohnungsbestandes wurde zusätzlicher Wohnraum und eine bessere soziale Mischung der Bewohnerschaft angestrebt.

Auf einer dreieckigen Fläche wurde ein zwölfgeschossiges Hochhaus mit ehemals 72 Wohnungen abgerissen. Dort entstanden ein kleiner Quartiersplatz sowie fünf 5- bis 6-geschossige Punkthäuser mit 42 Eigentums- und 71 Mietwohnungen, also insgesamt 113 neue Wohneinheiten, von denen 30 öffentlich gefördert wurden. Der Wohnungsmix reicht von der Einpersonenwohnung bis zu Fünfzimmer-Einheiten. Alle Wohnungen sind barrierefrei erreichbar, sieben sind rollstuhlgerecht.

Auf einem angrenzenden Grundstück wurden vier Zeilenbauten aus den 1960er Jahren grundlegend saniert und in Holzbauweise um ein Geschoss aufgestockt. Die Umbau- und Erweiterungsarbeiten erfolgten "strangweise" im bewohnten Zustand. Es entstanden so insg. 24 neue Wohnungen ohne weitere Grundstücksflächen in Anspruch zu nehmen. In den 72 schon bestehenden Wohneinheiten wurden die Bäder vergrößert, Balkone angebaut, die Haustechnik erneuert und die Eingangsbereiche aufgewertet.

Die städtebauliche Neuordnung umfasst auch eine Aufwertung der zugehörigen Grün- und Freiflächen sowie die Anbindung an einen öffentlichen Park. Alle Gebäude werden nun mit Fernwärme gemäß dem Konzept "Wärmeinsel Haslach" versorgt, haben eine PV-Anlage mit Mieter-Strommodell und entsprechen dem Freiburger Effizienzhausstandard 55.


Jury-Bewertung 

Die Neuordnung des Quartiers Belchenstraße im Freiburger Stadtteil Haslach basiert auf den drei Strategien Sanierung, Aufstockung und Neubau, die geschickt zu einem städtebaulichen Gesamtkonzept verflochten werden. Das sukzessive Umbauen und Erneuern des Quartiers erfolgte mit der Zielsetzung, neuen Wohnraum zu schaffen und das soziale Gefüge zu erhalten und angemessen weiterzuentwickeln. Diesem Anspruch sind die einzelnen Maßnahmen – der Ersatz des Hochhauses durch Punkthäuser, die Schaffung des neuen Quartiersplatzes, der grünen Wohnhöfe und Spielflächen sowie die Sanierung und Aufstockung der Gebäudezeilen – gefolgt. Die Sanierungs- und Aufstockungsmaßnahmen in Holzbauweise sind in bewohntem Zustand vorgenommen worden. Über das energetische Konzept mit Mieterstrom wird den Nutzern die Chance eingeräumt, von den Energiekosten-Vorteilen zu profitieren. Bemerkenswert ist zudem die Kombination aus öffentlich geförderten Mietwohnungen und Eigentumswohnungen sowie frei finanzierten Mietwohnungen und geförderten sanierten Bestandswohnungen. 

Das Projekt zeigt, dass eine geschickte Allianz aus Ersatzbauten mit neuen Wohntypologien und Umbau- sowie Aufstockungsmaßnahmen einen guten Beitrag zu bezahlbarem Wohnraum und zu mehr Diversität im Quartier leisten kann. Durch die integrierte Herangehensweise ist im Ergebnis ein Quartier entstanden, das beispielhaft für eine gute „Um-Baukultur“ steht.