Staatspreis Baukultur 2024
© Martin Stollberg

Bahnhofsgebäude in Ilshofen (Eckartshausen)

Aus der Jury:  „Die baulichen Interventionen tragen dazu bei, das Areal in einen lebendigen Ort für Ilshofen zu verwandeln.“

Anerkennung in der Sparte Gewerbe- und Industriebau

In der ländlichen Kleinstadt Ilshofen ist im Stadtteil Eckartshausen ein denkmalgeschütztes Jugendstil-Bahnhofsgebäude an einer intakten Bahntrasse saniert und umgenutzt worden. Außen wie innen blieben charakteristische Merkmale des Bestandes erhalten. Der Umbauprozess erforderte eine enge Abstimmung mit der Denkmalbehörde und der Deutschen Bahn. Im Erdgeschoss ist eine gastronomische Einheit im Eigenbetrieb entstanden, welche auch als Treffpunkt für Vereine und der Öffentlichkeit genutzt wird. In den Obergeschossen wurden acht Wohneinheiten als Boardinghouse für temporäre Nutzung realisiert, welche vor allem an Leiharbeiter vermietet werden. Gegen die Verwirklichung als Hotel sprachen u. a. massive, notwendige Eingriffe in die Bausubstanz sowie die zu hohen bauordnungsrechtlichen Anforderungen. Für die Heizung des Gebäudes sorgt eine Hackschnitzel-Anlage, welche durch Abfälle eines benachbarten Unternehmens betrieben wird. Die Anlage befindet sich mitsamt der Haustechnik in einem untergeordneten Nebengebäude.

Im direkten Umfeld des Bahnhofsgebäudes soll nachfolgend der denkmalgeschützte Güterschuppen als Eventlocation ausgebaut werden und dazwischen ein verbindender Neubau in Form einer Orangerie in historisierender Stahlbauweise entstehen.


Jury-Bewertung

Für zahlreiche historische Bahnhofsgebäude in Deutschland ist trotz ihrer hohen baukulturellen und regionalen Bedeutung längst der letzte Zug abgefahren. Ihnen drohen Verfall und Abriss. Anders in Eckartshausen, einem Stadtteil von Ilshofen. 

Dort ist es gelungen, den bereits 1867 in Betrieb genommenen Bahnhof mit seiner markanten Natursteinfassade denkmalgerecht zu sanieren und in ein Restaurant samt Boardinghaus zu verwandeln. Die ehemalige Bahnhofshalle mit ihren zauberhaften gusseisernen Säulen, dem wertigen Holzparkett, einer Holzvertäfelung der Wände und einer gleichermaßen modernen wie angemessenen Möblierung dient heute als Restaurant. 

Der Umbau des Bahnhofsgebäudes erweist sich als ein Baustein im Rahmen der Transformation des kompletten Bahnhofsareals. Die baulichen Interventionen tragen dazu bei, das Areal in einen lebendigen Ort für Ilshofen zu verwandeln. Mit der Revitalisierung des Bahnhofs ist es gelungen, dessen historischen Wert zu bewahren und ihn zugleich für eine zeitgemäße Nutzung in Verbindung mit der umweltfreundlichen Mobilität des Bahnhaltepunktes zu aktivieren. Den mutigen und stimmungsvollen Umbau würdigt die Jury mit einer Nominierung im Rahmen des Staatspreises Baukultur Baden-Württemberg.