Staatspreis Baukultur 2024
© Martin Stollberg

Areal am Kronenrain in Neuenburg am Rhein

Aus der Jury: „Das Projekt zeigt ein tiefes Verständnis für die Geschichte und topografischen Gegebenheiten der Stadt Neuenburg.“

Anerkennung in der Sparte Infrastruktur- und Ingenieurbau

Am Übergang zwischen Altstadt und historischer Stadtmauer sowie einer Bundesstraße, dem jenseits davon gelegenen Wurlochpark und dem ehemaligen Gartenschau-Gelände am Rhein entstand in Neuenburg ein stadtbildwirksames Ensemble aus aus Turm, Brücke, Platz und integriertem Parkhaus. Das große Bauwerk, welches das Ergebnis eines Wettbewerbs im Jahr 2015 ist, überwindet die neun Meter Höhendifferenz zwischen Altstadt und Rheinebene sowie eine viel befahrene Straße. Der 36 m hohe Turm fungiert als Erschließungsbauwerk, Landmarke und Aussichtspunkt.

Oberhalb der neu geführten Bundesstraße mit Kreisverkehr erhebt sich der Neubau mit einer Fassade aus handgefertigtem, rot eingefärbtem Stampfbeton mit quadratischen Öffnungen. Der Rotton ist angelehnt an die Farbigkeit des regionalen Buntsandsteins. Hinter der Fassade verbirgt sich eine Großgarage mit zwei Spindelanlagen und Einbahnverkehr. Die drei Parkebenen sind weitgehend technikfrei und natürlich belüftet. Das Dach der Parkgarage bildet einen großen – auf Altstadtniveau liegenden – "Stadtbalkon". Von hier erreicht man die Brücke aus Cortenstahl und den Turm, der ebenfalls mit einer Stampfbetonfassade ausgeführt ist. Beide ermöglichen eine barrierefreie Verbindung für Fußgänger- und Radfahrer-/innen zwischen dem Stadtkern und dem tiefergelegenen Grün- und Freiraum. Am Platz wird künftig eine bauliche Ergänzung durch Wohnungsbau und Mischnutzung entstehen. Zum Zeitpunkt des Auszeichnungsverfahrens finden dort noch archäologische Grabungen statt. 


Jury-Bewertung

Das Areal am Kronenrain in Neuenburg am Rhein beeindruckt durch seine innovative Gestaltung und seine vielfältige Funktion als Bindeglied zwischen verschiedenen städtischen Bereichen. Das Ensemble schafft nicht nur eine Verbindung zwischen Stadtzentrum und Landschaft, sondern auch eine ansprechende architektonische Kulisse.

Das Projekt zeigt ein tiefes Verständnis für die Geschichte und topografischen Gegebenheiten der Stadt Neuenburg. Die Integration des Parkhauses in den Hang und die Nutzung der ehemaligen Stadtmauer als gestalterisches Element verleihen dem Ensemble eine einzigartige Ästhetik, die sich harmonisch in die Umgebung einfügt.

Das Parkhaus bietet sowohl ausreichend Stellplätze für Besucher und Bewohner der Stadt, als auch einen öffentlichen Platz auf dem Dach, der als Treffpunkt und Veranstaltungsort genutzt werden kann. Der Turm dient nicht nur der Erschließung, sondern darüber hinaus auch als Aussichtsplattform mit einem atemberaubenden Panoramablick über die Landschaft.

Die Verwendung von langlebigen Materialien wie Stampfbeton und Cortenstahl sowie das durchdachte Licht- und Belüftungskonzept zeugen von einem nachhaltigen und zukunftsorientierten Ansatz. Die barrierefreie Anbindung an den Münsterplatz und den Wuhrlochpark ermöglicht es allen Bevölkerungsgruppen, die öffentlichen Räume gleichermaßen zu genießen.

Damit ist das Areal am Kronenrain ein herausragendes Beispiel für gelungene Stadtentwicklung und zeigt, wie durch eine ganzheitliche Planung und Gestaltung ein Mehrwert für die Gemeinschaft geschaffen werden kann.