Bischofsgrablege Sülchenkirche, Rottenburg am Neckar Anerkennung in der Sparte Bauen für kirchliche Nutzungen
Aus der Jury-Bewertung:
„Radikale Abstraktion hat hier zu einem Raum geführt, in dem das Mysterium von Vergänglichkeit und Auferstehung spürbar wird, ohne dass dafür aufdringliche Symbolik zum Einsatz kommt.“
Spannungsvolle Inszenierung einer bedeutenden Stätte der Christianisierung
Die Sülchenkirche, die ihren Namen von einer Wüstung im Nordosten von Rottenburg hat, stammt aus dem 15. Jahrhundert. Sie war lange Zeit die Mutterkirche eines Sprengels und ist heute Friedhofskirche. Nachdem Rottenburg 1821/28 Bischofssitz geworden war, diente der Raum unter der Apsis als Grablege der Bischöfe. Bei archäologischen Grabungen ab 2012 kamen Reste zweier Vorgängerbauten zum Vorschein. Die gewonnenen Erkenntnisse waren auch Anlass, das Grabungsfeld anschließend museal zugänglich zu machen und medial zu inszenieren.
Eine Treppenanlage verbindet die Oberkirche nun mit der Ausstellungsfläche unter der Apsis und dem nochmals einen Treppenlauf tiefer angeordneten Grabraum. Dieser ist der zentrale Punkt der Anlage, gestaltet als Andachtsraum mit großer Raumhöhe. Die Nischen für die Bischofsgräber sind in zwei übereinanderliegenden Ebenen entlang der Längswände angeordnet. Die freigelegten Fundamente unter der Apsis werden ergänzt durch kleinformatige Einzelobjekte, die in Vitrinen präsentiert werden. So entstand eine schlüssige Gesamtkonfiguration aus Museum, Grablege und sanierter Kirche.
Die inszenierte Raumfolge für den Weg bis zur Grablege ermöglicht ein ‚Eintauchen‘ in den Geist des Ortes und Besinnung. Die stimmungsvolle Atmosphäre wird durch die gezielte Abfolge der Räume, die Materialverwendung (Stampflehm, Juraschiefer, Travertin und Messing), abgestimmte Farbtöne bzw. Helligkeitskontraste und eine dezente Beleuchtung erzeugt.