Bauen und Wohnen im Bestand Pforzheim: Generationenübergreifendes Wohnen
Eine Quartiersumfrage im Stadtteil Brötzingen verdeutlichte den Bedarf nach altersgerechten Wohnungen im gewohnten Umfeld. Das Vorhaben ergänzt den Bestand um einen Neubau insbesondere für betreutes Wohnen, der gleichzeitig mit seinen halböffentlichen Freiräumen die Nachbarschaft stärkt und ein entspanntes Zusammenleben befördert.
Zusammenfassung
Basierend auf einer Quartiersevaluation in Pforzheim wurde eine Nachfrage sowohl nach betreutem beziehungsweise barrierefreiem Wohnen als auch nach Generationenübergreifenden Wohnkonzepten in der Nachbarschaft festgestellt. Insbesondere die je nach Altersgruppe zunehmende Nachfrage nach barrierefreien Wohnungen war deutlich ablesbar.
Resultierend aus dieser Erhebung wurde, in enger Abstimmung mit Behörden und Ämtern, der bestehende Quartiersblock im Innenbereich nachverdichtet und die gewonnenen Erkenntnisse aus der Evaluation baulich umgesetzt. Es entstanden zwölf barrierefreie Wohnungen im Gebäudebestand und weitere 24 Wohneinheiten im Blockinneren. Neben Stadtplanungs- und Baurechtsamt der Stadt Pforzheim wurde das Amt für soziale Sicherung und Integration und der Betreiber der Sozialstation frühzeitig in den Planungsprozess miteinbezogen.
Ausgangslage
Um die Evaluationsergebnisse umzusetzen, wurde zunächst im Jahr 2005 ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt. Die zentrale Planungsaufgabe lautete, einen bislang unattraktiven Blockinnenhof im Westen von Pforzheim mit einer betreuten Wohnanlage nachzuverdichten und aufzuwerten sowie das neue Gebäude an den Bestand barrierefrei anzuschließen.
Das bestehende Blockquartier ist durch differenzierte Ränder geprägt. Die der Innenstadt zugewandte östliche und südliche Randbebauung bildet einen geschlossenen, städtischen Raumabschluss des Quartiers, die westliche Randbebauung dagegen ist offen und stellt einen Übergang zur angrenzenden Einzelhausbebauung dar. Die nördliche Blockgrenze war seit längerem unbebaut.
Bereits im Vorfeld wurde großer Wert auf eine in Entstehung und Betrieb wirtschaftliche Umsetzung gelegt. Dies sollte unter anderem durch kompakte Baukörper, eine modulare Grundrissstruktur, Schottenbauweise mit durchlaufenden Fertigteildecken und vorfabrizierten Holzfassadenelementen an den Laubengängen erreicht werden. Ziel war eine sehr günstige Wohnungskaltmiete von 5,50 EUR/qm.
Ökologie
Innerhalb der Vorgaben der öffentlichen Förderrichtlinien ist es gelungen, ein Energiekonzept mit hohen Standards zu realisieren. Um Wärmeverluste zu minimieren und eine hohe Behaglichkeit im Innern zu erzielen, wurde das Gebäude hoch gedämmt (Wärmedämmungsdicke des begrünten Flachdaches bis zu 36 cm, an geschlossene Wandflächen 28 cm). Weiterhin wurde generell Dreifachverglasung eingesetzt. Die thermische Konditionierung erfolgt mittels Geothermie und temperierten Fußbodenflächen. Zur Minimierung der Lüftungswärmeverluste und zum Erreichen einer gleichbleibend guten Luftqualität wurden alle Innenräume mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung ausgestattet.
Integraler Bestandteil des Energiekonzepts ist auch eine Photovoltaikanlage zur Deckung des Strombedarfs der haustechnischen Anlagen. Ergebnis ist die „CO2-Neutralität“ der Raumkonditionierung. Das Energiekonzept trägt nicht nur zur Ressourcenschonung und zu einem hohen Wohnkomfort bei, sondern bedeutet auch niedrige Betriebs- und Nebenkosten für die Bewohner.
Massnahmen
Das räumliche Konzept des Projekts gliedert den Blockinnenbereich in drei Räume differenzierter Qualitäten und Nutzungen. Am Gelenk zwischen der bestehenden östlichen Bebauung und der neuen Wohnbebauung bildet ein offen gestaltetes Bauwerk mit Gemeinschaftseinrichtungen, Hauptzugang und zentraler Erschließung zusammen mit einem vorgelagerten, baumüberdachten Platz ein neues kleines Quartierszentrum. Flankiert wird der Blockinnenbereich von halböffentlichen und barrierefreien Erschließungszonen, die als „Klammer“ das Alte mit dem Neuen verbinden und die Kommunikation zwischen den Generationen unterstützen.
Die bestehende östliche Bebauung wird so um eine barrierefreie Erschließung für zwölf Wohnungen von der Hofseite aus ergänzt, die sowohl den direkten Zugang zum Aufzug als auch zur Quartiersgarage ermöglicht. Diese natürlich belichtete und belüftete Einstellhalle für KfZ und Fahrräder des gesamten Quartiers wurde in das vorhandene Geländegefälle integriert. Somit konnte der Blockinnenbereich konsequent von motorisiertem Verkehr freigehalten werden.
Die 24 neuen betreuten Wohnungen werden von der Seite des zentralen Gemeinschaftsbereiches her erschlossen. Auf diese Seite orientieren sich auch die Küchen mit Sichtverbindung zum halböffentlichen Erschließungsbereich. Die Individualräume Wohnen und Schlafen sind dagegen mit großflächigen Verglasungen und Balkonen zur ruhigen und grünen Südwestseite hin gelegen.
Beginnend beim neuen Quartiersplatz mit Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten erstreckt sich ein großer zusammenhängender Grünzug zwischen bestehender Randbebauung und neuer Innenbebauung. So wird ein großzügiger Puffer zu den angrenzenden privaten Außenbereichen geschaffen. Durch die konsequente Vermischung von Wohnangeboten für Familien, Singles, Senioren und Behinderten werden soziale Integration und ein echtes nachbarschaftliches Miteinander ermöglicht und befördert. Der Erdgeschossbereich des Bestandsgebäudes bietet durch die direkte Zugänglichkeit darüber hinaus die Möglichkeit, dort auch ergänzende Dienstleistungsangebote einzurichten.