Bauen und Wohnen im Bestand Ettenheim: Sanierung des Rathauskomplexes

Das Rathausensemble am Marktplatz von Ettenheim, bestehend aus dem barocken Rathaus, dem Haus Kern und dem Haus Blank, wurde 2005 saniert und um einen zentralen Erschließungsbau ergänzt. Die Maßnahmen machten den Komplex für moderne Ansprüche fit und würdigten gleichzeitig seine Rolle im historischen Ortsbild.

Zusammenfassung

Der alarmierend schlechte Zustand des Hauses Blank gab den Ausschlag, im Jahr 2005 die Sanierung des Rathauses anzugehen. Die denkmalgeschützten Teile des Ensembles sollten denkmalgerecht saniert werden. Zugleich sollte der Rathauskomplex so gestaltet werden, dass er sich optimal in das historische Umfeld der Ettenheimer Innenstadt eingefügt.

Ausgangslage

Der Rathauskomplex am Marktplatz von Ettenheim besteht aus dem barocken Rathaus mit seinem repräsentativen Giebel, dem Haus Kern und dem Haus Blank auf der Ecke zur Rohanstraße. Die drei Gebäude waren durch schmale Gänge miteinander verbunden, zum Teil glichen Treppen unterschiedlichen Geschosshöhen aus. Der zentrale, behindertengerechte Haupteingang und die vertikale Haupterschließung bilden das Bindeglied zwischen Rathaus und Stadtbauamt.

Schädlingsbefall und Feuchtigkeitsschäden hatten der Bausubstanz im Laufe der Jahre stark zugesetzt - insbesondere dem Haus Blank. Nicht zuletzt der alarmierend schlechte Zustand des Hauses Blank gab schließlich den Ausschlag, im Jahr 2005 die Sanierung des Rathauses anzugehen. Beim Entwurf der Rathaussanierung handelt es sich um ein wichtiges Vorhaben sowohl für die Stadtverwaltung wie auch für das Stadtbild von Ettenheim. Daher entschied der Gemeinderat, eine Mehrfachbeauftragung durchzuführen. Eine wichtige Prämisse für den Entwurf war es, die denkmalgeschützten Teile des Ensembles (barockes Rathaus und Haus Blank) denkmalgerecht zu sanieren und den Rathauskomplex so zu gestalten, dass er sich optimal in das denkmalgeschützte Umfeld der Ettenheimer Innenstadt eingefügt.

Massnahmen

Die Werkgruppe Lahr erhielt schließlich den Auftrag zur Neukonzeption und -gestaltung des Gebäudeensembles. Ziel war ein Umbau innerhalb des Bestandes mit möglichst geringen statischen Eingriffen, der zugleich auch eine wirtschaftliche Lösung darstellen sollte. Anfangs angesetzte Kostenwerte wurden im Zuge der gemeinsamen Qualitäts-, Material- und Bauphysikvertiefung entsprechend festgelegt.

Im sanierten Rathauskomplex treffen nun transparent vier Zeiten aufeinander: Das Barockgebäude des alten Rathauses mit seinen Giebelbildern aus dem Jahr 1758; das bürgerliche Wohn- und Geschäftshaus Blank von 1811, als Fachwerkhaus mit sichtbarer Holz-Ornamentik ausgeführt; das sich dem geschichtlichen Kontext unterordnende Haus Kern aus dem Jahr 1960 als zeitgenössische Nachahmung eines Fachwerkhauses; und schließlich die Verbindung zwischen den drei Gebäuden durch zwei gläserne „Fugen“, hergestellt im Jahr 2008.

Die Fugen verknüpfen und erschließen die Stadtverwaltung und das Stadtbauamt überschaubar vom zentralen Eingang her, vertikal über Treppe und Aufzug, horizontal über Flure, Stege und Podeste. Alle drei Häuser und alle Geschossebenen sind barrierefrei erschlossen. Auf Bürgersaalebene entstand durch Abbruch der alten Treppenanlage ein neues, großzügiges Foyer mit Gewölbedecke und mit fließendem Übergang zur Haupttreppe, zum Fahrstuhl und zu den erforderlichen Nebenräumen.

Ziele der Innenarchitektur waren schlüssige Klarheit, Durchsichtigkeit und Orientierbarkeit durch ein einfaches Erschließungsprinzip. Zeitgemäße Leichtigkeit und Transparenz der Ausbaugestaltung und Materialwahl wurde mit Wärme und Stimmung historischer Bauteile kombiniert, so etwa mit den erhaltenen Holztäfelungen und Holztreppen.

Die stadträumliche Situation blieb weitestgehend unverändert: Die äußere Architektursprache wurde beibehalten, farblich wurden alle Gebäude dem Rathaus angepasst. Lediglich die Fuge zwischen dem Rathaus und dem Stadtbauamt im Haus Kern wird durch den neuen, zentralen Rathauseingang stärker betont. Die Erdgeschossfassade der Fachwerkhäuser wurde analog der bestehenden Biedermeierstruktur des Hauses Blank durchgehend einheitlich gestaltet. Die bestehende Außentreppenanlage wurde auf das neue Eingangsniveau „zurückgebaut“ und durch eine neue Rampen- und Treppenanlage ergänzt.