Bauen und Wohnen im Bestand Ellwangen: Sanierung eines historischen Stadthauses
Die Sanierung eines Stadthauses in der Ellwanger Innenstadt ist ein prägnantes Beispiel für eine Revitalisierung historischer Gebäude, die auch denkmalpflegerischen, architektonischen und energetischen Belangen Rechnung trägt. Das „Minimal-Energie-Haus“ ermöglicht ein harmonisches, familienfreundliches Miteinander von Wohnen und Arbeiten.
Preisträger des Landeswettbewerbs Bauen und Wohnen im Bestand
Zusammenfassung
Das im Jahre 1753 errichtete historische Stadthaus befindet sich im Sanierungsgebiet „Ellwangen-Mitte“ und grenzt nördlich an ein bestehendes Naturschutz- und Naherholungsgebiet. Die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen umfassten das gesamte Gebäude einschließlich des Anbaus und wurden 2007 innerhalb kürzester Zeit durchgeführt. Im Erdgeschoss befindet sich nun ein Architekturbüro, während die oberen Geschosse von der Eigentümerfamilie bewohnt werden. Trotz Denkmalschutzauflagen konnte der Primärenergiebedarf durch die gezielten Maßnahmen unter den Neubaustandard gesenkt werden.
Ausgangslage
Wichtigste Realisierungsschritte im förmlich festgelegten Sanierungsgebiet „Ellwangen-Mitte“ waren die Verkehrsentlastung der Innenstadt, die Neugestaltung der Fußgängerzone und der Wettbewerb zur Neugestaltung des Marktplatzes (2008). Ziel war die Stabilisierung und Aufwertung der Innenstadt, die Akti-vierung des Einzelhandels und die Förderung von Kultur und Tourismus. Dies sollte durch die Modernisierung innerstädtischer Gebäude, Attraktivierung von stadttypischen Nutzungen, durch die Neugestaltung des Marktplatzes und die Bewerbung zur Landesgartenschau unterstützt werden. Die Ausweisung eines stadtnahen Naturschutzgebietes als Park- und Naherholungsgebiet stand ebenfalls in engem Zusammenhang mit dieser Zielsetzung.
Das Projekt Wohnen-Leben-Arbeiten stellte einen wichtigen Baustein im Rahmen der innerstädtischen Aufwertung dar. Das historische Stadthaus wurde 1753 vom Stadt- und Landbaumeister Arnold Friedrich Prahl, einem Mitarbeiter Balthasar Neumanns, erbaut. Im Jahre 1904 wurde es um ein Geschoss aufgestockt und erhielt auf der Nordseite (Gartenseite) einen 2- bzw. 3-geschossigen Anbau mit Flachdächern, die teilweise als Dachterrasse genutzt werden. Von hier bietet sich ein einmaliger Blick auf das Schloss ob Ellwangen und in das angrenzende Naturschutzgebiet.
Massnahmen
Im Jahr 2000 wurde das Gebäude von den Bauherren und heutigen Besitzern erworben. Wohnen, Leben, Arbeiten verbinden sich in diesem Gebäude auf ideale Weise. Kurze Wege zum Einkaufen, zu Behörden, zu Schulen und sonstigen Einrichtungen machen das tägliche Leben in der Stadt attraktiv.
Als „Herz“ des Hauses wurde die Essküche durch eine großzügige Verglasung zur Dachterrasse und zum Naturschutzgebiet hin geöffnet. Hier ist der Treffpunkt der Familie. Die zu unterschiedlichen Zeiten entstandenen Wandoberflächen werden in die Materialwahl einbezogen – Sandsteinmauerwerk aus 1753, Ziegelmauerwerk aus 1904 und Holzakustik-Schiebewände in Weißtanne im Jahr 2007. Der Baustoff Holz war für die Innenraumgestaltung prägend. Bei der Detailausbildung für Türen, Fenster und Einbauteile wurde auf einen einheitlichen und zurückhaltenden Gestaltungskanon und -kontext geachtet.
Nach einer sorgfältigen Energieanalyse wurde ein Energiekonzept für das gesamte Gebäude erstellt. Eine bauphysikalische Berechnung der Bauteile, auch im Hinblick auf Tauwasserbildung und Wärmebrückenvermeidung begleiteten den Prozess. Durch die Wärmedämmung der Gebäudehülle werden die Temperaturen der Wandoberflächen deutlich erhöht. Dadurch wird das Raumklima sehr angenehm verändert, wozu auch die ständige Frischluftzufuhr durch eine geregelte Lüftungsanlage beiträgt.