Bauen und Wohnen im Bestand Braunsbach-Geislingen: Sanierung "Altes Rathaus" und "Altes Schulhaus"

In Zusammenarbeit mit privaten Bauherren und dem Denkmalamt gelang es in Braunsbach-Geislingen, ortshistorisch bedeutsame Strukturen und Gebäude zu revitalisieren, den Ortskern aufzuwerten und das geschichtliche Bewusstsein vor Ort zu fördern.

Sonderpreis des Ministeriums für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz im Landeswettbewerb Bauen und Wohnen im Bestand

Zusammenfassung

Die Ortschaft Geislingen am Zusammenfluss von Bühler und Kocher hat etwa 255 Einwohner. Seit 1972 ist sie Teil der Gemeinde Braunsbach. Die historische Mitte – Kirche, Pfarrhaus, Rathaus und Schule – liegt erhöht über den Häusern im Tal. Mit der Gebietsreform 1972 verloren Schule und Rathaus ihre Funktion. Sie wurden vorübergehend als Archiv und Lager, in Teilen auch für Wohnzwecke genutzt. Gemeinsam mit zwei privaten Bauherren konnten die historischen Gebäude denkmalgerecht saniert und einer neuen Nutzung zugeführt werden.

Ausgangslage und Massnahmen

Braunsbach beantragte 2004 die Aufnahme ins Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR). Schwerpunkt in Geislingen war die Beseitigung von Leerständen und eine Reihe von Umnutzungen im Ortskern. Die Gemeinde beschloss, Rathaus und Schule, die beide unter Denkmalschutz stehen, an private Bauherren zu veräußern.

Voraussetzung war die denkmalgerechte Instandsetzung und energetische Verbesserung der Gebäude, um eine nachhaltige Nutzung der ortsbildprägenden Zeugen der Dorfgeschichte sicherzustellen. Zusammen mit dem alten Baumbestand bilden die beiden traufständigen Baukörper den Übergang zum steil ansteigenden Talrand. Den neuen Eigentümern gelang es, den desolaten Zustand der Gebäude zu beseitigen und mit unterschiedlichen Methoden das historische Ortsbild zu erhalten.

Das "Alte Rathaus" war ursprünglich ein Schulhaus. Es schließt direkt an die Mauer der Wehrkirche und wurde nach dendrologischen Untersuchungen um 1550 erbaut. Bemerkenswert ist der Kehlbalkendachstuhl, im Hohenlohischen eine Rarität, der denkmalgerecht saniert wurde. Die Fassaden wurden nach historischen Vorbildern rekonstruiert und zum Beispiel durch neue Fenster energetisch verbessert. Das ausgebaute Dachgeschoss wird durch Schleppgauben seitlich belichtet. Im verputzten Erdgeschoss sind die Büroräume eingerichtet worden. Darüber liegt die Wohnung auf zwei Ebenen. Die Flexibilität der historischen Konstruktion kommt dem Lebensstil der Eigentümer entgegen hier in einem modernen Interieur wohnen und arbeiten können. 2006 wurde die Arbeit abgeschlossen.

Der königlich-württembergische Schulbau von 1843 auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurde von seinen neuen Eigentümern schrittweise zu einem großzügigen Wohnhaus umgebaut. Die kinderreiche Familie fand hier genügend Platz. Sie achtete sehr sorgfältig auf die Erhaltung der historischen Details wie Kastenfenster und historische Klappläden. Vieles wurde in Eigenarbeit geleistet, was sich im hohen zeitlichen Aufwand widerspiegelt. Der Hauptteil der Arbeiten wurde 2010 abgeschlossen.

Ausblick

Das Preisgericht formuliert: Mit der Sanierung des "Alten Rathauses" und des "Alten Schulhauses" ist es der Gemeinde Braunsbach gemeinsam mit den zwei privaten Bauherren gelungen, ortshistorisch bedeutsame Strukturen und Gebäude zu erhalten und zu revitalisieren. Die Sanierung trägt zu einer Aufwertung des Ortskerns bei und fördert das geschichtliche Bewusstsein der Bürger. Bauliche Missstände wurden beseitigt und damit der Ortskern strukturell nachhaltig gestärkt. Die Projekte stehen als überzeugende Beispiele für die Aktivierung innerörtlicher Umnutzungspotenziale im Bestand und für eine gemeindliche Schwerpunktsetzung zugunsten der Innenentwicklung. Hervorzuheben ist die intensive und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt.