Bauen und Wohnen im Bestand Bollschweil: Dorfgasthaus "bolando"

Mit ehrenamtlichem Engagement und einem genossenschaftlichen Organisationsmodell ist es in Bollschweil gelungen, gemeinschaftliches Zusammenleben in den Ort zurückzuholen. Das Dorfgasthaus "bolando", auf diese Weise erbaut, verwaltet und betrieben, füllt ein historisches Gebäudeensemble in der Ortsmitte mit neuem Leben und dient Bürgern und Besuchern als Treff- und Bezugspunkt.

Sonderanerkennung des Wirtschaftsministeriums im Landeswettbewerb Bauen und Wohnen im Bestand

Zusammenfassung

Aufgrund des Fehlens einer Dorfgaststätte und somit eines wichtigen Bezugspunktes und Begegnungsortes für die Einwohner gründete sich in Bollschweil eine Genossenschaft aus Bürgern, um das alte Ratsschreiberhaus im Zentrum von Bollschweil umzunutzen und wiederzubeleben. Das Gebäude wurde in der Vergangenheit sowohl als Wohnhaus als auch zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt.

Das Konzept sah vor, das Gebäude durch eine umfassende Sanierung auf den aktuellen technischen Stand zu bringen. Die Bewirtschaftung des gastronomischen Angebots sollte nach der Fertigstellung durch die Bürgerinitiative erfolgen. Grundstück und Gebäude wurden hierfür in Erbpacht von der Gemeinde Bollschweil erworben, der Erbpachtvertrag läuft über 40 Jahre. Ein Großteil der Finanzierung läuft über die Genossenschaftsanteile. Zum Zeitpunkt der Eröffnung des Dorfgasthauses hatten rund 230 Personen Genossenschaftsanteile einbezahlt.

Ausgangslage

In der Gemeinde Bollschweil gab es in früheren Jahrzehnten mehrere Gasthäuser für die gastronomische Versorgung. Die eingeschränkte Mobilität der Bürger und die überwiegende Beschäftigung im landwirtschaftlichen und handwerklichen Bereich im eigenen Ort hatten die regelmäßige Nutzung dieses Angebotes gewährleistet.

Schrittweise ablaufende Veränderungen im täglichen Leben, im Beruf und der Freizeit bei gleichzeitig ständig wachsender Mobilität schlugen sich jedoch in einer abnehmenden Identifizierung mit dem Ort und einem geringer werdenden Zusammengehörigkeitsgefühl nieder. Privatwirtschaftlich geführte Gasthäuser haben diese Entwicklung besonders zu spüren bekommen.

Zuletzt bestand das gastronomische Angebot in Bollschweil lediglich noch aus einem China-Restaurant, Sportvereinsheimen im Außenbereich der Gemeinde und einer „Straußenwirtschaft“ mit zwei jährlichen Öffnungszeiträumen von jeweils ca. zwei Monaten. Es fehlt ein regionaltypisches Dorfgasthaus im Zentrum der Gemeinde. Durch Überlegungen im Gemeinderat und entsprechend vielen Hinweisen aus der Bevölkerung, von den Vereinen und der lokalen Agendagruppe entstand in den letzten Jahren vermehrt der Wunsch, die Ortsmitte unter anderem mit einer Dorfwirtschaft zu beleben.

Massnahmen

Das ins Auge gefasste Gebäude erhielt eine umfassende energetische Sanierung, indem die Gebäudehülle über Dämmmaßnahmen, WDVS an den Fassaden, oberseitige Sparrendämmung, Dämmung unter der Bodenplatte sowie energetisch hochwertige Fensterverglasung verbessert wurde. Bei den Umbau- und Sanierungsmaßnahmen wurde auf den Einsatz ökologischer Baustoffe Wert gelegt. Dies spiegelt sich etwa in der Wahl der Wärmedämmung (Zellulosedämmung) wieder.

Auf der technischen Seite war ein Mini-BHKW geplant, doch auf Grund der beengten Räumlichkeiten und den Anforderungen an Küchen-, Lager- und Kühlflächen musste zugunsten einer platzsparenden Gas-Brennwertheizung darauf verzichtet werden. Zwar konnte aufgrund des relativ geringen Warmwasserbedarfs und der ungünstig gelegenen Dachausrichtung mit großformatigen Gauben keine Solarthermie realisiert werden, jedoch wurden im Bereich der Abluftanlagen neue Ablufttechniken mit Wärmerückgewinnung eingesetzt.