Bauen und Wohnen im Bestand Bad Säckingen: Gebäudeensemble Schönaugasse

Die behutsame Anpassung zweier historischer Gebäude in der Bad Säckinger Altstadt zeigt, dass gerade auch Wohnen im Alter in historischen Gebäuden mit viel Atmosphäre und Charme überzeugend umgesetzt werden kann. Das weitgehend barrierefreien Wohnhaus besticht durch Freiraumbezüge und wertet den Wohnstandort Altstadt deutlich auf.

Preisträger des Landeswettbewerbs Bauen und Wohnen im Bestand

Zusammenfassung

Das in Privatbesitz befindliche Gebäudeensemble liegt zentral in der Bad Säckinger Altstadt in unmittelbarer Nähe zum Schlosspark. Die beiden Gebäudeteile waren über die Jahre zu einem Ensemble zusammengewachsen und wurden grundlegend saniert. Innerhalb der alten Bausubstanz entstanden eine Hauptwohnung und eine weitere kleine Gäste- bzw. Ferienwohnung. Die sich über vier Geschosse erstreckende Haupteinheit wurde durch einen Lift erschlossen. Die Sanierungsmaßnahmen erfolgten in enger Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt.

Massnahmen

Das Gebäude Schönaugasse 10 wurde in Firstnähe geteilt, vermutlich aufgrund von Erbteilung. Dabei kam es zu geringfügigen Überbauungen innerhalb der Geschosse mit schwierigen Lösungen für den Brand- und Schallschutz sowie für die Luftdichtheit. Die Bausubstanz der unteren Geschosse war zu Beginn der Sanierungsarbeiten insgesamt befriedigend. Das Deckengebälk erwies sich als gut dimensioniert, jedoch waren Teile durch einen Brand geschädigt, den das Stadtarchiv auf die Jahre 1799/1802 datiert, die Zeit der Besatzung durch Napoleons Truppen.

Beide Häuser wurden von den jetzigen Eigentümern bereits in den 1990er Jahren erworben und zunächst vermietet. Die Mieteinnahmen hatten keine größeren Investitionen zugelassen. Die Beheizung erfolgte über Gasgeräte, eine Therme mit Heizkörpern sowie Öleinzelöfen. Die sanitären Räume waren mangelhaft und entsprachen nicht mehr modernen Standards.

Die Häuser sollten zunächst einzeln modernisiert werden, was den Einbau von zwei Liften bedeutet hätte, da sich die Wohnungen jeweils über fünf Geschosse erstreckten. Um die Investitionen zu rechtfertigen, musste hochwertiger Wohnraum geschaffen und möglichst viel Licht und Luft von der einzig verfügbaren Fassadenseite eingefangen werden.

Die sanierten und modernisierten Wohnungen in dem alten Gemäuer sollten das Quartier aufwerten und kompromisslos den Komfort eines Neubaus und in den oberen Geschossen eine klare Modernität erhalten. Nach diesem Konzept waren auch Dachterrassen zwingend erforderlich, da die Häuser keinen unüberbauten Grundstücksanteil besitzen.

Diese Vorstellungen wurden mit dem Landesdenkmalamt erörtert. Große Bedenken gab es zunächst gegen die für eine gute Belichtung vorgesehenen Dacheinschnitte und gegen die großen Fenster im 3. Obergeschoss. In vielen Gesprächen und Diskussionen wurden dann die umstrittenen Elemente genehmigt. Für die Dachterrassen wurden Überdachungen vorgeschrieben, die optisch leicht wirken.

Viele denkmalrelevante Teile, wie Eichengewände, Fensteröffnungen, Decken und Bruchsteinmauerwerk sollten erhalten bleiben. Nach dem Entfernen des alten Putzes kamen viele historische Fragmente zum Vorschein, die komplett in die Planung integriert wurden und als Teil der Geschichte ablesbar blieben.

Ausgangslage

Mit dem Forum "Stadtentwicklung - städtische Struktur" wird in Bad Säckingen seit Jahren versucht, die Stadtentwicklung in Richtung „lebenswerte Innenstadt" zu gestalten. Nur eine von allen Bevölkerungsschichten bewohnte Innenstadt gewährleistet eine funktionierende Gemeinschaft, in der sich Gäste wie Bewohner wohlfühlen.

Das am Stadtkern liegende romantische Schloss Schönau mit dem Schlosspark, das Fridolinmünster und die gedeckte Holzbrücke über den Rhein sind nur einige Höhepunkte innerhalb des Stadtkerns. Weite Teile der Innenstadt sind für Kfz gesperrt, was sich sehr positiv auf das städtische Leben auswirkt und eine große Zahl an Besuchern in die Stadt lockt. Für Bad Säckingen wird eine steigende Bevölkerungszahl prognostiziert, jedoch mit alternder Altersstruktur, was auch bei der Erschließung der Häuser berücksichtigt werden muss.

Das genaue Alter der beiden direkt am Schlosspark gelegenen Einzeldenkmale im denkmalgeschützen Ensemble der Bad Säckinger Altstadt ist unbekannt. Die Schönaugasse ist in diesem Bereich eine Sackgasse im verkehrsberuhigten Bereich der Altstadt. Die Gebäude haben nur eine Fassadenseite nach Süden, zum Schlosspark und Rhein. Die Belichtung und natürliche Belüftung kann ausschließlich über diese Fassadenseite erfolgen.

Die gefundenen Fragmente und zugemauerten Fenster sowie die frühere Lage des Hauseinganges lassen darauf schließen, dass das Haus Schönaugasse 12 ursprünglich zweigeschossig und ein freistehendes Gebäude war. Beide Häuser wurden im Verlauf der Stadtentwicklung komplett eingebaut und nach und nach auf vier Geschosse erhöht.

Ausblick

Die Räume sind nun großzügig und klar gegliedert. Die Überdachung für die große Terrasse wurde verschiebbar geplant, um die Nutzung auch bei warmen, regnerischen Tagen zu ermöglichen. Im Zuge dieser Planungen hat sich dann die Überlegung durchgesetzt, die Häuser zu einer Einheit zu verbinden.

Die Beheizung der Gebäude erfolgt mittlerweile durch ein Gasbrennwertgerät, die Warmwasserbereitung wird über eine Luft-Wärmepumpe im UG sichergestellt. Die beiden Gebäude sind ringsum an andere Gebäude angebaut, besitzen dort also keine Wände nach außen, was einen geringen Wärmeverlust bedeutet. Die Südfassade als einzige Außenwand wird in den Wintermonaten über die tief stehende Sonne intensiv bestrahlt, der daraus resultierende Wärmeeintrag ist beachtlich.