Staatspreis Baukultur 2024
© Martin Stollberg

U-Bahnhaltestelle in Karlsruhe

Aus der Jury: „Die Gestaltung der unterirdischen Räume zeugt von einer durchdachten Herangehensweise, die sowohl funktionalen als auch ästhetischen Ansprüchen gerecht wird.“

Preisträger in der Sparte Infrastruktur- und Ingenieurbau

Mit der Tieferlegung der Straßenbahn im Bereich der Fußgängerzone entstanden sieben neue Straßenbahn-Haltestellen im Stadtbahntunnel. Hierdurch entstehen oberirdisch Umgestaltungsoptionen für einen attraktiveren Stadtraum.

Die einheitliche Gestaltung aller Haltestellen erfolgte nach zwei Prinzipien:
Im "Transferraum" (zwischen Oberfläche und Bahnsteigebene) wird auf bauliche Verkleidungen weitestgehend verzichtet, während es im "Haltestellenbereich" eine weiße Raumschale aus Verkleidung mit abgerundeten Übergängen von Boden, Wand und Decke gibt. Diese Raumschale besteht im unteren Wandbereich aus großformatigen Betonwerksteinen und aus einer Trockenbaukonstruktion mit akustisch wirksamen Oberflächen für die oberen Wandflächen und Decken. Notwendige Infrastrukturen konnten zurückhaltend integriert werden.

Die Leuchtkörper hängen - wie eine Oberleitung - frei im Raum und wirken, je nach Anordnung und Blickachse, wie Notenschrift. LED-Leuchten und einzelne Effektbeleuchtungen führen zu einem farbigen Schattenwurf.

Insgesamt entstanden funktionale und übersichtliche Bahnsteige mit einer hellen, einladenden Geste. Aus dem "Transferraum" bieten sich interessante Einblicke in die Haltestelle.


Jury-Bewertung

Die Realisierung des Stadtbahntunnels Karlsruhe und der sieben darin enthaltenen Haltestellen markiert einen bedeutenden Schritt in der städtischen Infrastruktur. Die Gestaltung der unterirdischen Räume zeugt von einer durchdachten Herangehensweise, die sowohl funktionalen als auch ästhetischen Ansprüchen gerecht wird.

Die Haltestellen sind so gestaltet, dass sie sich harmonisch in das städtische Gefüge einordnen, während sie gleichzeitig eine eigene, ruhige Atmosphäre schaffen. Die Verwendung von gestockten Betonoberflächen im Transferraum verleiht den Räumen eine industrielle Eleganz, während die weiße Raumschale auf Bahnsteigebene eine beruhigende und meditative Wirkung erzeugt.

Ein herausragendes Gestaltungselement ist das Lichtkonzept, das den Haltestellenraum auf einzigartige Weise belebt und Atmosphäre schafft. Die frei im Raum schwebende Stahlseilkonstruktion mit integrierten LED-Leuchten verleiht dem Untergrund eine poetische Note und setzt Fahrgäste und Straßenbahnen gekonnt in Szene.

Durch die Verlagerung der Straßenbahnen in den Tunnel entsteht an der Oberfläche eine straßenbahnfreie Fußgängerzone, die die Karlsruher Innenstadt deutlich aufwertet und zu einem attraktiven Raum für Fußgänger und Fahrradfahrer macht. Dies trägt nicht nur zur Attraktivität der Stadt bei, sondern schafft auch eine lebendige und dynamische Umgebung für Bewohner und Besucher.

Insgesamt ist der Stadtbahntunnel Karlsruhe mit seinen sieben unterirdischen Haltestellen ein gelungenes Beispiel für eine innovative und nachhaltige Stadtentwicklung, die sowohl funktionalen als auch ästhetischen Ansprüchen gerecht wird.